Hans Walter & Gisela Wegerle

 
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Die Funde

Lageplan der freigelegten Mauern und Skelette 
Abb. 9:
Lageplan der freigelegten Mauern und Skelette
 
Mauerwerk von Keller 4

Abb. 10: Treppe zum Keller 4

Die freigelegten Mauern aus Gipsquadern stammen von verschiedenen Kellern des 12.  bis 15. Jahrhunderts, was anhand von Eichenholz und Keramikscherben zeitlich eingeordnet werden konnte. Welche Nutzung die darüber erbauten Häuser hatten, lässt sich wegen fehlender Überlieferung nicht klären. Größe und Qualität lassen öffentliche Gebäude oder Bauten reicher Bürger vermuten.
  Die Existenz eines mittelalterlichen Stadtbrunnens war seit langer Zeit bekannt, konnte aber erst jetzt lokalisiert und freigelegt werden. Der im Jahre 1408 erbaute Brunnen hat einen Durchmesser von 1,70 m, eine Tiefe von knapp 15 m und führt in 6,60 m Tiefe Wasser. Etwa 400 Jahre lang diente er der Wasserversorgung, bis er 1810 wegen schlechter Wasserqualität aufgegeben wurde. Stadtbrunnen
Abb. 11: Stadtbrunnen
Aufschlussreich sind auch mehrere Latrinen, von denen einige zunächst als Brunnen genutzt worden waren. Neben Fäkalien und Küchenabfällen wurde zerbrochener Hausrat und sonstiger Abfall zutage gefördert. Eine dieser Latrinen enthielt etwa 300 kg Flachglas, das geborgen wurde und der Auswertung harrt. Das zum Teil bemalte und eingefärbte Glas wird der Mitte des 15. Jahrhundert zugeschrieben und stellt den bisher größten Fund von Flachglas aus dieser Zeit in Europa dar. Bezeugt ist, dass damals eine Glaserwerkstatt seine Tätigkeit aufgab und auf diese Weise die Reste entsorgte. Was ehedem als nicht mehr brauchbar erachtet wurde, gibt heute den Archäologen wichtige Erkenntnisse über die damalige Zeit.
Eines der freigelegten SkeletteAbb. 12:
Eines der freigelegten Skelette
Die ältesten Funde stellen die freigelegten Grabstätten eines Friedhofes dar. Es wird vermutet, dass dieser mit der aus der Mitte des 8. Jahrhunderts überlieferten Martinskirche in Verbindung gebracht werden muss. Die Toten der insgesamt 45 gefundenen Gräber waren zum Teil in Särgen, Baumsärgen, auf Totenbrettern oder ohne Totenbehältnis bestattet worden. Anhand dieser Befunde wurde der Friedhof auf die karolingisch-ottonische Zeit datiert (8. - 10. Jahrhundert).
 
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